Was man über den
ISLAM wissen sollte!!!
Einheit der Religionen
Der Islam betont den
einheitlichen Ursprung aller monotheistischen Religionen. Nach seiner Lehre
sind dem menschlichen Geist, trotz seiner großen Möglichkeiten, bestimmte
Grenzen gesetzt, die er weder mit den exakten, noch mit empirischen
Wissenschaften überschreiten kann. So liegt für den Menschen das sichere
Wissen um die letzten Wahrheiten jenseits dieser Grenzen, und die einzige
Quelle, die dem Menschen für die Erreichung dieses Wissens offen steht, ist
die göttliche Offenbarung, die ihm von Anbeginn der Zeit zur Verfügung
stand.
Die Propheten des Einen Gottes erschienen im Verlauf der Geschichte
in jedem Land und bei jeder Gemeinschaft und überbrachten den Menschen die
Weisungen Gottes. Die Menschheit wurde so auf die endgültige und an die
ganze Welt gerichtete Botschaft stufenweise vorbereitet. Diese letzte
göttliche Offenbarung, die durch den letzten Propheten Muhammad überbracht
wurde, berichtigt und ergänzt alle inzwischen durch menschliche Schwächen
veränderten Botschaften. Allein diese letzte Botschaft ist wissenschaftlich
beweisbar, bis auf den heutigen Tag den Menschen unverfälscht zugänglich.
Alle Propheten, von Adam über Abraham, Moses Jesus bis hin zu Muhammad sind
die Propheten, an die der Muslim glaubt und die er ohne Unterschied verehrt.
Alle göttlichen Offenbarungen, von der Thora über die Psalmen und das
Evangelium bis des einen Gottes; nur ist der Koran die letzte dieser
Offenbarungen, die unverfälscht geblieben ist, und die all das enthält, was
der Mensch zu einem gottgewollten Leben benötigt.
Einheit der
Botschaft
Der Islam lehrt
die Einheit der gesamten Menschheit. Er betont, dass Unterscheidungen nach
Rassen, Hautfarben, Sprachen usw., niemals den Grund für
Überlegenheitensansprüche einer Gruppe gegenüber einer anderen bilden
können. Die einzige, wirkliche Unterscheidung zwischen den Menschen ergibt
sich auf geistig sittlicher Ebene, nämlich die Unterscheidung nach
Rechtschaffenheit und Gottesehrfurcht.
Allumfassender
Lebensweg
Der Islam ist
ein allumfassender Lebensweg, der sich auf alle Bereiche des menschlichen
Daseins erstreckt und der in grundsätzlicher Übereinstimmung mit der Natur,
ihren Gesetzen und ihren Anforderungen steht. Islam ist das in die
Praxis umgesetzte Wissen um die Existenz Gottes, die Wahrhaftigkeit seiner
Propheten, seiner Bücher, seiner Engel und des Lebens nach dem Tode.
Ein Muslim ist derjenige, der die Gesetze Gottes in allen Lebenssituationen
befolgt, und die islamische Gesellschaft ist die nach Wissen um den Willen
Gottes strebende Gemeinschaft der jeder Einzelne direkt und ohne Vermittlung
eines Priesters mit Gott in Verbindung steht. Und schließlich ist die
islamische Gesellschaft die jedem Nichtmuslim größte Toleranz
entgegenbringende Gemeinschaft der Gottgläubigen, denn das Wort Islam
hat sowohl die Bedeutung Unterwerfung unter den Willen Gottes,
als auch die Bedeutung Frieden .
Die Familie
Der Islam misst
der Familie innerhalb seines Sozialsystems die weitaus größte Bedeutung bei.
Im Verhältnis zwischen Mann und Frau ist die Ehe die einzige legale Form des
Zusammenlebens. Jeden intimen außerehelichen Verkehr zwischen den
Geschlechtern lehnt der Islam ab.
Mann und Frau vervollkommnen sich gegenseitig, um in der Ehe einen
gemeinsamen Beitrag zum Aufbau einer gesunden Gesellschaft zu bringen. Um
den Aufbau einer gesunden Familie zu gewährleisten, verteilt der Islam
die Verantwortungen in der Familie zwischen Mann und Frau. Während der
Mann für den Unterhalt verantwortlich ist, ist die Frau bemüht, ihre Kinder
in einer Atmosphäre der Fürsorge und Liebe zu erziehen, und das Haus zu
einem Ort der Geborgenheit zu gestalten.
Islam und
Wissenschaft
Der Islam
macht das Streben nach Wissen zur Pflicht eines jeden Muslims. Er geht sogar
so weit, die wissenschaftliche Arbeit zum Gottesdienst zu erheben. In
ständigen Appell fordert der Koran den Menschen dazu auf, die Natur zu
erforschen, damit er die Existenz Gottes und Seine Eigenschaften erkennt. Im
Koran findet der Muslim die Grundlagen und Richtlinien für ein
wissenschaftliches Forschen. Die einzige Einschränkung auf diesem Gebiet
bestehet darin, dass die Forschung selbst nie zum Ziel werden darf, sondern
immer ein Mittel zur Erreichung menschlichen Fortschritts und zur
Vervollkommnung der Moral bleiben muss.
Ziele des Islam
Der Islam
befasst sich nicht nur mit dem ewigen Leben im Jenseits, sondern er richtet
sein Augenmerk in gleichem Maße auch auf das diesseitige Leben. Sittliche
Vollkommenheit, sozialer Fortschritt, wirtschaftliche Gerechtigkeit,
zwischenmenschliche Liebe und Barmherzigkeit, politische Vernunft und Friede
sind Ziele, die der Islam
zur Erreichung wahren menschlichen Glücks in diesem Leben zu verwirklichen
sucht.
Pflichten des
Muslims
Der Islam
schreibt den Gläubigen das tägliche Gebet vor. Dadurch wird neben der
äußeren Reinigung durch Waschung auch die Reinigung der Seele erzielt. Die
Vermögensabgabe (Zakat) ist nicht nur ein Faktor des sozialen Systems des
Islam, sondern auch gleichzeitig ein Mittel zur seelischen
Entlastung, denn sie soll allein aus dem Glauben an Gott gezahlt werden. Das
vorgeschriebene Fasten im Monat Ramadan gibt dem Gläubigen nicht nur ein
Mittel zur Erlangung von Selbstbeherrschung. Die Pilgerfahrt nach Mekka
schließlich lässt den Gläubigen die wahre Hinwendung an Gott,
die Opferbereitschaft und die Brüderschaft der Muslime aus aller Welt
spüren. Neben diesen vier Hauptpflichten, die dem Gläubigen vorgeschrieben
sind, gibt es im Gesetz Gottes noch viele andere Gebote und Verbote, die dem
Menschen den Weg zu einem glücklichen Leben in dieser Welt und einem
gottnahen ewigen Leben im Jenseits weisen. Somit kann jede Arbeit des
Menschen zum Gottesdienst werden, nämlich dann, wenn sie gemäß dem Willen
Gottes und mit der aufrichtigen Absicht durchgeführt wird.
Islam
und Muslim:
Islam ist ein
arabisches Wort und bedeutet Frieden, Unterwerfung, Hingabe und Gehorsam.
Die Muslime nennen ihren Glauben Islam. Dieser Glaube ist die vorbehaltlose
Annahme der Anweisung und der Rechtleitung Gottes.
Ein Muslim ist jemand
der:
ohne Zwang und
bereitwillig die Oberhoheit Allahs anerkennt,
nach einer vollständigen
Neugestaltung seines Lebens, gemass den offenbarten Anweisung Gottes,
strebt,
und für die Gründung
einer Gesellschaftsordnung arbeitet, in der die Rechtleitung Allahs
verwirklicht wird.
Daher ist das Wort (Mohammedanertum)
eine falsche Benennung des Islam. Es entspricht nicht seinem wahren Geist.
Die
fünf Säulen des Islam:
Im Islam ist jede
Handlung, die im Gehorsam Allah gegenüber und zu seinem Wohlgefallen
vollbracht wird, eine (IBADAH) ein Gottesdienst. Jedoch bestimmen
besondere Handlungen des Gottesdienstes, die als (die Saulen des Islam)
bezeichnet werden, das Gefüge des islamischen Lebens. Es sind dies:
1. Das
Glaubensbekenntnis: “Ich bezeuge, dass es nichts gibt, was der Anbetung
würdig wäre ausser (dem Einen Einzigen) Sein Diener und Gesandter ist,“
Muhammads ProphetentumGott,
und dass Muhammad verpflichtet die Muslime, seine vorbildliche Lebensweise
in jeder Beziehung zu befolgen.
2. Das Gebet:
(arabisch: AS-SALAH ) ist fünfmal täglich, als eine Pflicht Gott
gegenüber, vorgeschrieben. Die fünf täglichen Gebete erinnern den Menschen
an seinen Bund mit Gott, beleben und stärken seinen Glauben an ihn stets auf
neue. Sie reinigen sein Herz und helfen Ihm, der Versuchung zur
Sündhaftigkeit auszuweichen und allem Unguten und Unreinen aus dem weg zu
gehen.
3. Zakat: ist das
jährliche Entrichten eines bestimmten Prozentsatzes vom Nettovermögen (z.B.
2,5% des Barvermögens, das einen bestimmten Betrag überschreitet und ein
Jahr überdauert hat), zur Läuterung der eigenen Seele und zur Reinigung des
Eigentums. Zakat wird an einen bestimmten Personenkreis der Gesellschaft,
wie Arme, Bedürftige … . . usw. Entrichtet.
4. Das Fasten:
während des Monats Ramadan, des neunten Monats des islamischen
Mondkalenders. Es bedeutet Enthaltsamkeit von Essen, Trinken und
Geschlechtsverkehr mit dem Ehepartner, täglich von der Morgendämmerung bis
zum Sonnenuntergang. Dabei werden Verlangen und Begierde unterdruckt. Das
Fasten lehrt Aufrichtigkeit und Frömmigkeit, sowie Mitgefühl mit den Armen
und Liebe. Es entwickelt ein gesundes soziales Gewissen, Geduld,
Selbstlosigkeit und Selbstdisziplin.
5. Die Pilgerfahrt:
zu dem Haus, das von Abraham einst zur Anbetung Gottes erbaut wurde, der
Ka’bah in Makkah. Sie ist einmal im Leben denjenigen vorgeschrieben, die die
Mittel und die Möglichkeit dazu haben.
Die
Einheit Allahs:
Der Islam erlegt den
Menschen den Glauben an die Einheit und Oberhoheit Allahs, des Erhabenen
Schöpfers, des Lenkers und des Erhalters des Universums auf. Es gibt
niemanden, der Seine Macht und Autorität mit ihm gemeinsam hat. Er ist
allgegenwärtig und Allwissend.
Dieser Glaube befreit
den Menschen von Ängsten und Aberglauben und macht ihm seine Pflichten Gott
gegenüber bewusst. Der Glaube muss in die Tat umgesetzt werden, denn Glaube
allein genügt nicht. Der Glaube an den Einen, Einzigen Gott fuhrt zum
Betrachten der Menschheit als eine einzige Familie, die unter der
allumfassenden Allmacht Allahs, des Erhabenen Schöpfers und Erhalters steht.
Der Islam weist die
Idee von einem auserwählten Volk zurück und sieht im Glauben an den Einen
Gott und in den guten Taten den einzigen Weg, der ins Paradies fuhrt. Somit
besteht eine direkte Beziehung zwischen Mensch und Gott, ohne irgendeinen
Vermittler.
Die Islamische
Lebensweise
Der Islam versorgt
alle Menschen mit deutlichen Richtlinien für alle Lebenslagen. Die
Anleitungen, die er gibt, sind umfassend und enthalten die sozialen,
wirtschaftlichen, politischen, moralischen und geistigen Aspekte des Lebens.
Der Qur’an erinnert den Menschen an den Sinn seines Lebens auf Erden, an
seine Pflichten gegenüber sich selbst, seinen Verwandten, seiner Gemeinde,
seinen Mitmenschen und seinen Schöpfer. Dem Menschen wurden grundlegende
Anleitungen für ein zweckmassiges Leben gegeben. Dann wurde er der
Herausforderung der menschlichen Existenz ausgesetzt, auf dass er diese
hohen Ideale in die Praxis umsetzen wurde. Der Islam betrachtet den Menschen
als eine gesunde und vollständige Einheit und nicht als eine Sammlung aus
getrennten und miteinander konkurrierenden Teilen. Der geistlich-religiöse
und der weltliche Teil sind keine getrennten Teile des Menschen. Sie sind
vielmehr in seiner Natur als Mensch vereint.
Quraan und Hadith:
Der Quraan
ist das letzte und endgültige offenbarte Wort Gottes und die Hauptquelle der
islamischen Lehre und Gesetze der Quraan befasst sich mit den Fundamenten
des Glaubens, der Moral, der Geschichte der Menschheit, des Gottesdienstes,
des Wissens, der Weisheit, der Beziehung zwischen Gott und Mensch und allen
Aspekten der menschlichen Beziehungen Umfassende Lehren, aus denen gesunde
Systeme der sozialen Gerechtigkeit, der Wirtschaft, der Politik, der
Rechtswissenschaften, des Gesetzes und der internationalen Beziehung
aufgebaut werden können, bilden einen wichtigen stofflichen Inhalt des
Quraan.
Muhammad selbst
konnte weder lesen noch schreiben Dennoch wurde der Quraan sowohl im
Gedächtnis seiner Gefährten als auch in der von ihnen unter seiner Aufsicht
angefertigten Niederschriften aufbewahrt. Der originale und vollständige
Text des Quraan ist in Arabisch, der Sprache, in der er offenbart wurde, für
jeden zugänglich. Übersetzungen von der Quraan-Bedeutung und von Kommentaren
sind in vielen Sprachen weit verbreitet.
Der Hadith des
Propfeten Muhammad
besteht aus seinen Worten, seiner Handlungsweise und seinem
unausgesprochenen Gutheißen bestimmter Sachverhalte, wie sie von seinen
Gefährten bezeugt und überliefert wurden. Er erklärt die quraanischen
Anordnungen im Detail.
Geschichtliches
Muhammad Allas Segen
und Friede auf ihm, wurde im Jahre 570 (n.Chr) in der,
Stadt Makkah in Arabien geboren. Er stammte aus einer vornehmeren arabischen
Familie. Die erste Offenbarung empfing er im Alter von 40 Jahren. Er lud in
Makkah 13 Jahre zum Islam ein. In dieser Zeit waren er und seine Gefährten,
die den Islam annahmen, schweren Misshandlung und Verfolgung ausgesetzt, so
das ihm Gott befahl, nach Medina (einer anderen Stadt in Arabien)
auszuwandern. Wahrend der kurzen Zeitspanne von 23 Jahren wurde seine
Botschaft vollendet. Er starb in Medina im Alter von 63 Jahren und wurde
dort beigesetzt. Er führte ein vollkommenes Leben und setzte ein Beispiel
für alle Menschen. Seine Biographie veranschaulicht die Lehre der Qur’an und
ihre Verwirklichung in der Praxis.
Prophetentum
im Islam
Prophetentum ist
für himmlische Religionen, wie Judentum und Christentum nicht unbekannt. Es
nimmt im Islam eine besondere Stellung ein und hat eine besondere Bedeutung.
Gemäß dem Islamischen
Glauben erschuf Allah den Menschen zu einem edlen Zweck: um Allah zu dienen
und ein tugendhaftes Leben zu führen, indem er den Anweisungen und der
Rechtleitung Allahs folgt. Wie könnte der Mensch seine Rolle und den Zweck
seiner Existenz erfahren, ohne deutliche und praktische Anweisungen zu
erhalten über das, was Allah von ihm zu tun verlangt? An dieser Stelle wird
die Notwendigkeit für das Prophetentum klar. Aus diesem Grund wählte Allah
aus jedem Volk einen oder mehrere Propheten aus , um Seine Botschaft den
Menschen zu übermitteln.
Man könnte fragen:
Wie wurden die Propheten auserwählt und wer wurde für diese große Ehre
berechtigt?
Prophetentum ist Allahs Gnade und seine Gunst, die er gibt, wem er will. Aus
einer genauen Betrachtung der verschiedenen Gesandten Gottes im Laufe der
Geschichte können drei Eigenschaften eines Propheten erkannt werden:
1) Er ist der Beste
seiner Gemeinde, sowohl sittlich als auch verstandesmäßig. Dies ist
notwendig, weil das Leben eines Propheten, als ein Vorbild für seine
Anhänger dient. Seine Persönlichkeit soll die Menschen anziehen, damit sie
die Botschaft, die er übermittelt, akzeptieren. Nachdem er die Botschaft
empfängt, wird er unfehlbar sein. Das bedeutet, er wird keine Sünde mehr
begehen. Er könnte einige wenige Fehleinschätzungen begehen, die durch die
Offenbarung korrigiert werden.
2) Er wird mit Wundern
unterstützt, um zu beweisen, dass er kein Schwindler ist. Jene Wunder sind
durch die Macht und der Erlaubnis Gottes gewährt, und sind in der Regel auf
dem Gebiet, auf dem sich seine Mitmenschen hervortun und worin sie als
überragend anerkannt sind. Wir können dies mit der Anführung der Hauptwunder
der Gesandten der Weltreligionen - Judentum, Christentum und Islam -
veranschaulichen. Die Zeitgenossen des Propheten Moses (a.s.) waren in der
Zauberei hervorragend. Daher lag sein Hauptwunder darin, die besten Zauberer
des damaligen Ägyptens zu besiegen. Die Zeitgenossen des Propheten Jesus (a.s.)
wurden als geschickte Mediziner angesehen. Aus diesem Grund lagen seine
Wunder darin, unheilbare Krankheiten zu heilen und Tote zu erwecken. Die
Araber, die Zeitgenossen des Propheten Muhammad (a.s.s.), waren für ihre
Wortgewandtheit und ihre großartige Dichtung bekannt. Daher war das
Hauptwunder Muhammads der Qur'an; eine große Zahl der arabischen Dichter und
Redner konnten nichts gleiches hervorbringen, trotz der wiederholten
Herausforderung im Qur'an selbst. Außerdem hat Muhammads Wunder etwas
besonderes an sich: Alle Wunder früherer Propheten waren zeitlich und
örtlich begrenzt, d.h. sie wurden bestimmen Leuten zu einer bestimmten Zeit
gezeigt. Dies trifft auf Muhammads Wunder, den Qur'an, nicht zu. Er ist ein
allumfassendes und unaufhörliches Wunder. Frühere Generationen bestätigen
ihn, und kommende Generationen werden seine wunderbare Art, im Zusammenhang
mit seiner Ausdrucksweise, seinem Inhalt und seiner geistigen Erhabenheit,
ebenfalls bestätigen. Dies alles kann immer noch geprüft werden und dabei
wird die göttliche Urheberschaft bewiesen.
3)Jeder Prophet sagt
deutlich, dass das, was er empfangen hat, nicht vom ihm selber kommt,
sondern von Gott, für das Wohlsein der Menschen. Er bestätigt, was vor ihm
offenbart wurde und was nach ihm offenbart werden konnte. Ein Prophet tut
dies, um zu zeigen, dass er einfach die Botschaft übermittelt, die ihm von
dem Einen wahren Gott offenbart wird. Daher ist die Botschaft aller
Gesandten Gottes im wesentlichen eine Einzige, und hat das selbe Ziel. Die
Botschaft, die der eine Prophet übermittelt, sollte also nicht von dem, was
vor ihr offenbart wurde und was vielleicht nach ihr offenbart werden könnte,
abweichen.
Die Propheten sind notwendig für die Mitteilung der Vorschriften und der
Rechtleitung Gottes für die Menschen. Wir haben keine Möglichkeit zu wissen,
warum wir erschaffen wurden, was mit uns nach dem Tod passiert, ob es
irgendein anderes Leben nach dem Tod gibt und ob wir für unsere Handlungen
verantwortlich sind - mit anderen Worten: Gibt es irgendwelche Belohnung
oder Strafe für unsere Taten, die wir in diesem Leben tun? Diese und andere
Fragen über Gott, die Engel, das Paradies, die Hölle usw. ... können ohne
die Offenbarung, die der Erhabene Schöpfer, der das Verborgene kennt, nicht
beantwortet werden. Jene Antworten müssen authentisch und durch jene
Menschen übermittelt sein, denen wir vertrauen und die wir respektieren.
Deshalb sind die Gesandten die Auserwählten ihrer Gesellschaft, was
sittliches Verhalten und verstandesmäßige Fähigkeiten betrifft. Folglich
werden die verleumderischen biblischen Geschichten über manche großen
Propheten von den Muslimen nicht akzeptiert. Wie zum Beispiel, wenn von Lot
(a.s.) behauptet wird, er habe Unzucht mit einer Tochter getrieben, mährend
er betrunken war, oder dass David (a.s.) einen seiner Vormänner in den Tod
schickte, um seine Ehefrau zu heiraten. Für die Muslime sind Propheten
größer als das, was solche erfundenen Geschichten zeigen. Jene Geschichten,
die vom islamischen Standpunkt aus betrachtet, niemals wahr sein können.
Die Propheten wurden
auch durch Wunder von Gott unterstützt und durch ihn unterwiesen, die
Stetigkeit Seiner Botschaft zu bestätigen.
Der Inhalt der Botschaft an die Menschheit kann folgendermaßen
zusammengefasst werden:
a. Klarer Gottesbegriff:
Seine Eigenschaften, Seine Schöpfung, was Ihm beigemessen und nicht
beigemessen werden sollte.
b. Klare Vorstellung der unsichtbaren Welt, der Engel, der Dschínn, von
Paradies und Hölle.
c. Warum hat Gott uns erschaffen? Was will er von uns und was ist der Lohn
oder die Strafe, wenn wir ihm gehorchen oder nicht gehorchen?
d. Wie sollen wir unsere Gesellschaft führen gemäß Seinem Willen? Das
bedeutet, dass klare Anweisungen und Vorschriften, wenn sie richtig und
ehrlich angewendet werden, zu einer glücklichen und idealen Gesellschaft
führen.
Aus der oben
dargelegten Erörterung geht klar hervor, dass es keinen Ersatz für die
Propheten gibt. Selbst heute bei dem wissenschaftlichen Fortschritt ist die
Offenbarung die einzige authentische Informationsquelle über die
übernatürliche Welt. Orientierung kann weder von der Wissenschaft noch durch
mystische Erfahrung erlangt werden. Das erste ist zu materialistisch und
begrenzt, das zweite ist zu subjektiv und häufig zu irreführend.
Nun mag man fragen: Wie viele Propheten hat Gott der Menschheit gesandt? Wir
wissen es nicht genau. Einige muslimische Gelehrte haben vermutet 240 000
Propheten. Wir sind nur dessen sicher, was klar im Qur'an erwähnt ist, d.h.,
Gott sandte jeder Nation einen (oder mehrere) Propheten. Das ist so, weil es
einer von Gottes Grundsätzen ist, dass Er nie ein Volk zur Rechenschaft
zieht, bevor Er ihm klar gemacht hat, was zu tun und zu lassen ist. Der
Qur'an die Namen von 25 Propheten und deutet an, dass es noch weitere
gegeben hat, die aber dem Propheten Muhammad nicht genannt wurden. Diese 25
Propheten schließen Noah ein, den Mann mit der Arche, Abraham, Moses, Jesus
und Muhammad. Diese fünf sind die bedeutendsten unter Allahs Gesandten. Sie
werden die „Entschlossenen" unter den Gesandten genannt.
Ein hervorstehender
Aspekt des islamischen Glaubens an das Prophetentum ist, dass die Muslime an
alle Gesandten Allahs ohne Ausnahme glauben und sie achten. Da alle
Propheten von dem selben Einzigen Gott kamen für den selben Zweck - die
Menschheit zu Allah zu leiten -, ist der Glaube an sie wichtig und logisch;
einige anzuerkennen und andere abzuweisen muss auf Missverständnissen
bezüglich der Rolle der Propheten beruhen oder auf rassistischen
Vorurteilen. Nur die Muslime betrachten den Glauben an alle Propheten Allahs
als einen Glaubensartikel. So weisen die Juden Jesus (a.s.) und Muhammad (a.s.s.)
zurück; die Christen weisen Muhammad (a.s.s.) zurück und in Wirklichkeit
auch Moses (a.s.), weil sie nicht an den Gesetzen , die er übermittelte
festhalten. Die Muslime nehmen sie alle als Gesandte Allahs an, die der
Menschheit Leitung brachten. Der Glaube an alle Gesandten Allahs ist
Muslimen im Qur'an befohlen:
"Sprecht (Ihr
Gläubigen): Wir glauben an Allah und an das, was uns (als Offenbarung)
herabgesandt worden ist, und was Abraham, Ismael, Isaak, Jakob und den
Stämmen (Israels) herabgesandt wurde, und was Moses und Jesus gegeben wurde,
und was den Propheten von ihrem Herren gegeben worden ist.
Wir machen zwischen
ihnen keinen Unterschied, und Ihm sind wir ergeben. "[Al-Baqarah; 2:136]
Der Qur'an setzt in
der folgenden Ayah (Qur'anvers) fort, die Muslime darauf hinzuweisen, dass
dies der wahre und unparteiische Glaube ist. Wenn andere Nationen dasselbe
glauben, folgen sie dem richtigen Weg. Wenn sie es nicht tun, folgen sie
ihren eigenen Einfällen und Neigungen. So lesen wir:
"Wenn sie ( Juden und
Christen ) so glauben, wie ihr ( Muslime ) glaubt, dann werden sie
rechtgeleitet sein; wenn sie sich aber abwenden, so sind sie nur in
Abspaltung geraten. Doch Allah wird dir (O Muhammad) wider sie genügen, und
Er ist der Allhörende, der Allwissende. Dies ist die Weisung Allahs, und
wer hat eine schönere Weisung als Allah! Und Ihm dienen wir. Sprich: "Wollt
ihr etwa mit uns über Allah streiten, wo Er unser Herr und euer Herr ist?
Doch wir haben unsere Daten und ihr habt euere Daten, und Ihm sind wir
aufrichtig zugetan." [Al-Baqarah; 2, 137-139]
Es gibt mindestens
zwei wichtige Punkte bezüglich des Prophetentums, die geklärt werden müssen.
Diese Punkte betreffen die Rollen von Jesus und Muhammad als Propheten, die
gewöhnlich missverstanden werden.
Die qur'anische Darstellung von Jesus weist natürlich die Vorstellung von
der „Göttlichkeit" und „Gottes Sohn" zurück und stellt ihn als einen
Propheten Gottes vor. Der Qur'an macht klar, dass die Geburt Jesus ohne
Vater ihn nicht zu Gottes Sohn macht und erwähnt in diesem Zusammenhang
Adam, der von Gott ohne Vater und auch ohne Mutter erschaffen wurde:
"Wahrlich, Jesus ist vor
Allah gleich Adam. Er erschuf ihn aus Erde, alsdann sprach Er zu ihm: "Sei!"
und da war er." [Alu Imran, 3:59]
Wie andere Propheten auch vollbrachte Jesus Wunder, er erweckte Tote und
heilte Blinde und Aussätzige, doch während er diese Wunder vollbrachte,
machte er immer deutlich, dass das alles von Gott kam.
Tatsächlich fanden
die Missverständnisse über die Person und Sendung Jesus einen Weg unter
seinen Anhängern, da die göttliche Botschaft, die er predigte, nicht während
seiner Anwesenheit auf der Erde aufgezeichnet wurde, besser gesagt, sie
wurde nach einem Zeitverlauf von etwa 100 Jahren aufgezeichnet. Laut Qur'an
war er zu den Kindern Israels gesandt worden, er bekräftigte die Gültigkeit
der Thora, die Moses offenbart worden war, und er bracht ebenfalls die
erfreulichen Botschaften eines abschließenden Gesandten nach ihm, wie im
Qur'an steht.
"Und da sagte Jesus, der
Sohn der Maria: "O ihr Kinder Israels, ich bin Allahs Gesandter bei euch,
der Bestätiger dessen, was von der Thora vor mir gewesen ist, und Bringer
der frohen Botschaft eines Gesandten, der nach mir kommen wird. Sein Name
wird Ahmad (=Muhammad=der Gepriesene) sein. " Und als er zu ihnen mit den
Beweisen kam, sagten sie: "Das ist ein offenkundiger Zauber. "[As-Saff,
61:6]
Jedoch die meisten
Juden lehnten ihn als Gesandten Gottes ab. Sie verschwörten sich gegen sein
Leben bis er ihrer Meinung nach gekreuzigt wurde. Doch der Qur'an widerlegt
diese Behauptung und sagt, dass sie ihn weder töteten noch kreuzigten,
vielmehr wurde er zu Allah gehoben.
"Und wegen ihrer Rede:
"Wir haben den Messias, Jesus, den Sohn der Maria, den Gesandten Allahs,
getötet", während sie ihn doch weder erschlagen noch gekreuzigt hatten,
sondern dies wurde ihnen nur vorgetäuscht; und jene, die in dieser Sache
uneins sind, sind wahrlich im Zweifel darüber; sie haben keine Kenntnis
davon, sondern folgen nur einer Vermutung; und sie haben ihn nicht mit
Gewissheit getötet" [An-Nisa; 157]
Es gibt eine Ayah (Qur'anvers)
im Qur'an, die besagt, dass Jesus zurückkommen wird, und Christen und Juden
werden an ihn glauben, bevor er stirbt. Dies ist ebenfalls durch
authentische Aussagen des Propheten Muhammad (a.s.s.) überliefert.
Der letzte und
abschließende Prophet Allahs, Muhammad (a.s.s.), wurde im 6. Jahrhundert
n.Chr. in Arabien geboren. Bis zum 40. Lebensjahr kannten ihn seine
Mitbürger nur als Menschen mit ausgezeichnetem Charakter und kultivierten
Manieren und nannten ihn Al-Amin (der Vertrauenswürdige). Er wusste auch
nicht, dass er bald Prophet werden sollte und damit Empfänger der
Offenbarung Allahs. Er forderte die Götzendiener Mekkas auf, dem Einen
Einzigen Gott zu dienen und ihn als seinen Propheten anzuerkennen. Die
Offenbarung, die er empfing, war zu seinen Lebzeiten in der Erinnerung
seiner Gefährten bewahrt und sie war ebenso niedergeschrieben auf Stücken
von Palmenblättern, Leder usw. ... So ist der Qur'an, den man heute antrifft
derselbe, der ihm offenbart wurde, nicht eine Silbe von ihm wurde geändert,
da Gott selbst ihren Schutz garantierte. Dieser Qur'an beansprucht, das Buch
der Rechtleitung für die ganze Menschheit für alle Zeiten zu sein und
erwähnt Muhammad (a.s.s.) als den letzten und abschließenden Propheten
Allahs.
Die sozialen
Verpflichtungen
Die Lehren des Islam,
die die soziale Verpflichtung betreffen, beruhen auf Güte und auf der
Berücksichtigung der anderen Menschen. Da ein allgemeiner ausdrücklicher
Befehl, gütig zu sein, in bestimmten Situationen offenbar ignoriert wird,
betont der Islam bestimmte Handlungen der Güte und definiert die
Verpflichtungen und die Rechte verschiedener Beziehungen. Im erweiterten
Kreis der Beziehung ist unsere erste Verpflichtung gegenüber unserer
unmittelbaren Familie - Eltern, Ehemann oder Ehefrau und Kindern, dann
gegenüber anderen Verwandten, Nachbarn, Freunden und Bekannten, Waisen und
Witwen, den Bedürftigen der Gemeinschaft, den Muslimen, allen Menschen und
den Tieren.
Eltern
Achtung vor den
Eltern und Fürsorge für sie sind nachdrücklich betont im Islam und bilden
einen wichtigen Teil des Ausdrucks des Glaubens eines Muslims.
" Und bestimmt hat dein
Erhalter, dass ihr ihm allein dienet und dass ihr gegen eure Eltern gültig
seit, (besonders) wenn der eine von ihnen oder beide bei dir ins Alter
kommen, dann sprich nicht zu ihnen (mit irgendeinem Ausdruck des Verdrusses
und wann es nur das Wort) „uff“ (sein sollte), sondern führe zu ihnen
ehrfürchtige Rede. Und füge dich zu ihnen unterwürfig aus Barmherzigkeit und
sprich: „Mein Erhalter, erbarme dich beider, so wie sie mich aufzogen, als
ich klein war. "[Al-Isra:23-24]
Andere Verwandte
" Und gib den
Verwandten, was ihm gebührt, und den Bedürftigen und den Sohn des Weges, und
verschwende (dein Geld) nicht (in dem du es für Verderben und nicht für gute
Taten ausgibst " [Al-Isra:26]
Nachbarn
Der Prophet Mohammed
(Allahs Segen und Heil auf ihm) hat gesagt:
" Er ist kein Gläubiger,
der sich satt isst, während sein Nachbar hungert".
Und er sagte auch:
" Derjenige glaubt
nicht, dessen Nachbarn vor seinen Missetaten nicht sicher sind ".
Gemäß dem, was im
Qur'an und in der Sunnah des Propheten Mohammed (Allahs Segen und Heil auf
ihm) steht, hat ein Muslim seine moralische Verantwortung nicht nur
gegenüber seine Eltern, Verwandten und Nachbarn nachzukommen, sondern
gegenüber allen Menschen, Tiere und nützliche Pflanzen. Es ist zum Beispiel
nicht erlaubt, Vögel und Tiere zum Zweck des Spieles zu jage.
Genauso ist es nicht
gestattet, Bäume zu fällen oder Pflanzen zu vernichten, die Früchte liefern
oder nützlich sind, es sei denn, es liegt ein sehr dringender Bedarf für
diese Handlung vor.
Der Islam bildet hinsichtlich der
sittlichen Grundmerkmale ein höheres sittliches System, dessen Wirksame
Kraft in der Lage ist, der Menschheit zur Ausnutzung ihrer größten
Möglichkeiten zu verhelfen. Der Islam reinigt die Seele vom selbstsüchtigem
Egoismus, Tyrannei, Scham- und Disziplinlosigkeit. Er bildet gottesfürchtige
Menschen, die sich ihren Idealen widmen, mit Frömmigkeit, Enthaltsamkeit und
Disziplin, die mit der Unaufrichtigkeit unversöhnlich sind. Er führt zu den
Gefühlen der Sittlichen Verantwortung und fordert die Fähigkeit zur
Selbstbeherrschung. Der Islam ruft zu Güte, Großmut, Barmherzigkeit,
Anteilnahme, Frieden, selbstloser Gefälligkeit, gewissenhafter Gerechtigkeit
und Wahrhaftigkeit gegenüber der gesamten Schöpfung und in allen Situationen
auf. Er nähert noble Eigenschaften, von denen nur gutes zu erwarten
ist.
Was sagt der Islam
zur Wirtschaftsordnung?
Nur wenige Bereiche
des menschlichen Handelns, so scheint es, bestimmen so sehr unser Dasein wie
der Bereich der Wirtschaft. Durch das Wirtschaften „schaffen wir“ die
materiellen Voraussetzungen für unser Leben. Das ist das Trugbild, das uns
die falschen Propheten vorgaukeln. Niemand und nichts „schafft“ außer dem
Schöpfer. Von Allah sind uns alle Voraussetzungen für unser Dasein gegeben,
zur Nutzung anvertraut, und von Allah sind uns Regeln und Grundsätze für den
Umgang mit Seiner Schöpfung gegeben. Dazu gehört zweifellos auch der Bereich
der Wirtschaft. Deshalb muss man fragen: Was sagt Allah zur
Wirtschaftsordnung?
Islam
heißt Friedenmachen
In Allahss Schöpfung
herrscht Harmonie und Frieden, und Allah hat auch dem Menschen den Weg des
Friedenmachens vorgegeben. Islam heißt wörtlich: Friedenmachen. Der Mensch
soll Frieden machen mit Allah , mit sich selbst, mit seinen Mitmenschen und
mit Allahs Schöpfung. Die Art und Weise, wie man mit Allahs Schöpfung
umgeht, auch in ihr „wirtschaftet“, kann Friedenmachen sein oder Unheil und
Unfrieden bewirken.
Instrumente
des ISLAM für Die Wirtschaft
Dem Islam wird von
seinen Kritikern oft vorgehalten, er überschreite die einer Religion
gesetzten Grenzen und mische sich ein in Fragen von Recht und sogar Politik.
Aus der abendländischen säkularen Weltsicht, aus der letztendlich ja auch
das derzeitige Weltwirtschaftssystem folgt, mag dies berechtigt erscheinen,
aber es geht völlig am Selbstverständnis des Islam vorbei. Der Islam als die
Lebensweise des Friedenmachens -auch und gerade mit den Mitmenschen- kann in
diesen Beriechen nicht schweigen. Vielmehr stellt er hierfür wie auch für
den Bereich der wirtschaftlichen Beziehungen der Menschen untereinander
Instrumente zur Verfügung: Diese Instrumente dienen dazu, das Friedenmachen
nicht bloß individuell als theoretisches Wunschkonzept zu verfolgen, sondern
im persönlichen wie gesellschaftlichen Leben tagtäglich zu verwirklichen.
Hierzu bedarf es allgemein gültiger als verbindlich anerkannter Grundsätze.
Für den Muslim als gläubigen Menschen sind sie im Worte Allahs, im KORAN,
festgelegt. Wer sie befolgt, bewirkt Frieden, wer sie mißachtet, Unfrieden.
Als die wichtigsten dieser Grundsätze seien genannt:
Die
Wirtschaft im Islam
Die heutige
Wirtschaft und das Weltwirtschaftssystem sind untrennbar mit dem Zinswesen
verknüpft. Das auffälligste Instrument, das der Islam für der
wirtschaftlichen Beziehung der Menschen untereinander anbietet, ist sein
rigoroses Zinsverbot. Im KORAN heißt es dazu: ((…ALLAH hat den Handel
erlaubt, aber den Zins verboten…)) (2:275). Der KORAN fordert die Menschen
also dazu auf, vom Zins abzulassen. Dieser Grundsatz ist ihm äußerst
bedeutsam: ((…und wenn ihr das nicht tut, dann vernehmt Krieg von ALLAH und
Seinem Gesandten…)) (2:279). Mit anderen Worten: Notfalls ist die Befreiung
des Menschen aus seiner Gefangenschaft im Zinssystem auch mit Gewalt
erforderlich. Dazu steht der Islam ebenso kompromißlos wie die Vertreter der
jetzigen Weltwirtschaftsweise zu ihren Grundprinzipien, als sie z.B. in der
achtziger Jahren durch den Einsatz von Kriegsschiffen im Golf das „Recht auf
freie Schiffahrt“ erzwangen.
Zins (arab. „riba“)
ist nach einem Wort des Propheten Muhammad (Allah Segen und Friede auf ihm)
wie folgt definiert: „Gold für Gold, Gewicht für Gewicht, Gleiches für
Gleiches, Silber für Silber, Gewicht für Gewicht, Gleiches für Gleiches, und
wer etwas hinzufügt oder mehr verlangt, das ist riba.“ Das heißt: Geliehenes
Kapital, gleich in welcher Form, ist ohne jedweden Zuwachs zurückzuzahlen.
Geld ist keine Ware, mit der gewinnbringender Handel statthaft wäre. Durch
diesen Grundsatz wird die Möglichkeit ausgeschlossen, allein durch Verleihen
von Kapital und ohne Risikobeteiligung Gewinn zu machen. Das steht dem
Zinswesen als Grundlage der Weltwirtschaft diametral gegenüber. Die
Anwendung dieses Instrumentes würde deshalb zu einer grundsätzlichen
Veränderung der Wirtschaft führen. Man stelle sich nur einmal vor, welche
Folgen dies z.B. für die Beziehungen zu den Armen Länder haben könnte, deren
erwirtschaftetes Vermögen heutzutage größtenteils für den sogenannten
„Schuldendienst“ verwendet werden muß, d.h. zur Tilgung der Zinsen, die an
Kredite aus den Industrienationen gebunden sind. Selbst hierzulande liesse
sich z.B. das Problem der akuten Wohnungsnot und der horrenden Mieten über
zinsloses Baugeld für jedermann sicher bald lösen.
Die
häufigsten Fragen zum Islam:
Was
sagt der Islam zu Gewalt und Krieg?
Eine kriegerische
Anwendung von Gewalt ist im Islam überhaupt nur in zwei Fällen, und auch
dann nur als letztes Mittel und somit nach der Ausschöpfung aller anderen
(politischen, diplomatischen, etc.) Möglichkeiten erlaubt: Zum einen bei der
Abwehr eines Feindes im Rahmen eines Verteidigungskrieges und zum anderen
seitens einer unterdrückten Bevölkerung im Bestreben nach dem Sturz eines
Unrechtsregimes (dem sog. „Tyrannenmord“). Somit ist jegliche Form von
Angriffskriegen aus islamischer Sicht verboten. Auch eine Verbreitung des
Islam „mit Feuer und Schwert“ ist absolut unzulässig, zumal im Hinblick auf
den Glauben im Islam ohnehin keinerlei Zwang ausgeübt werden darf. (Vgl.
dazu etwa Qur`an 2:256). Ist es einmal zu einem Krieg gekommen, so schreibt
der Islam sehr strenge Regeln der Kriegsführung vor, so etwa was die
Verschonung von Unbeteiligten, insbesondere von Frauen, Kindern, Alten und
Geistlichen oder auch was eine menschenwürdige Behandlung von
Kriegsgefangenen angeht.
Um Missverständnissen
vorzubeugen ist dazu hinzuzufügen, dass der Islam diese Regeln im Rahmen des
jeweils geltenden Völker(gewohnheits)rechts, insbesondere des ius cogens,
aufstellt. Ziel ist es, dieses insgesamt menschlicher zu gestalten und
entsprechend zu modernisieren. Man darf also auf keinen Fall zu dem
Trugschluss kommen, dass die gewohnheitsrechtlichen Praktiken, z.B. des
Kriegsrechts, zur Zeit des Propheten, dem Islam selbst entsprangen.
Beispielsweise stand
aus islamischer Perspektive damals im Vordergrund eine menschenwürdigere
Behandlung von „Kriegsbeute“, zu der damals auch noch völlig
selbstverständlich die Frauen feindlicher Kämpfer gehörten, die nach einer
Gefangennahme ihrer Männer in den Haushalt eines anderen Mannes integriert
wurden. Ebenso zielte der Islam darauf ab, eine Versklavung von
Kriegsgefangenen - damals weder in Arabien, noch in irgendeinem anderen
Kulturkreis in Frage gestellte und absolut gängige Praxis - so zu
reglementieren, dass - und das war für die damalige Zeit geradezu
revolutionär - dem Sklaven, anders als im römischen Recht, eine
Menschenwürde und ein eigener Wille zugesprochen wurden. So wurde die
Sklaverei an sich zwar nicht verboten, allerdings die Wege in die
Versklavung erheblich erschwert, die Lebensumstände von Sklaven erheblich
verbessert, und die Möglichkeiten, aus dieser befreit zu werden, erheblich
ausgeweitet, und zwar mit dem Ziel, dass sie sich auf diese Weise irgendwann
gewissermaßen von selbst auflösen würde. Diese Vorgehensweise entspricht dem
Umstand, dass der Islam eine „Religion des Machbaren“ ist, sie also adäquat
und somit im Rahmen des Möglichen auf bestehende Probleme einzugehen
versucht, um diese, falls nötig, schrittweise zu lösen.
(S. zum Völkerrecht im Islam als einen ersten Einstieg z.B. Hofmann, Murad
Wilfried: Der Islam als Alternative, mit einem Vorwort von Annemarie
Schimmel, München 1999.)
Wo
sind die eigentlichen Ursachen eines „Terrorismus im Namen des Islam“ zu
suchen?
Dessen Ursachen sind
Wissenschaftlern zufolge, die sich in besonderem Maße mit dieser vielmehr
politischen als religiösen Materie befasst haben, in unterschiedlichen
Bereichen - nicht jedoch im Islam selbst - zu suchen. So führen sie
zusammenfassend unter anderem folgende Aspekte, die hier selbstverständlich
nicht der Rechtfertigung sondern ausschließlich dem Verstehen eines
„Terrorismus im Namen des Islam“ dienen, als dessen tatsächliche Ursachen
an:
I) Kolonialismus,
Post- und Neokolonialismus
Die Untaten jener
Großmächte, die im Namen eines europäisch-kolonialistischen
Sendungsbewusststeins z.B. gegen die Bewohner Afrikas und des arabischen
Raums verübt wurden, sind in den Köpfen der dort lebenden Menschen bis heute
nicht vergessen.
Insbesondere wird
dies verständlich, wenn man sich auch vor Augen führt, dass die meisten
Staaten in der Region erst in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts
ihre Unabhängigkeit erlangten. Aus der Sicht der Menschen in der arabischen
Welt hat eine tatsächliche Befreiung der dortigen Völker von einer
westlichen Dominanz jedoch nie tatsächlich stattgefunden. Allein schon der
Blick auf die geographische Karte macht jedem deutlich, wer die Urheber der
dortigen oftmals mit dem Lineal gezogenen künstlichen Grenzziehungen sind.
So waren es dieselben westlichen Regierungen, die in einer Vielzahl von
Fällen für die Einsetzung dortiger Herrscher verantwortlich waren, um diese
als ihre Schachfiguren in der strategisch und auch wirtschaftlich äußerst
brisanten Region zu positionieren. Unzweifelhaft nehmen westliche Staaten
bis zum heutigen Tage auf die dortigen Regime nicht nur politischen
Einfluss, sondern sie statten die dortigen Autokratien und Diktaturen mit
den nötigen finanziellen, militärischen und logistischen Mitteln aus, die
wiederum dafür verwendet werden, die jeweiligen Bevölkerungen im Zaum zu
halten. Systemen, die eine Kooperation mit dem Westen, allen voran mit den
USA, ablehnen, drohen entsprechende Sanktionen. So wird aus der Perspektive
vieler Menschen in der arabischen Welt der eigene Staatschef als eine Art
„beherrschter Herrscher“ und „der Westen“ als die wahre Ursache der
Unterdrückung durch die eigenen und vom Westen her geförderten Systeme
wahrgenommen.
Hinzu kommt, dass auch die zionistische Besiedlung Palästinas, die
verschiedenen militärischen Niederlagen arabischer Staaten, die damit
verbundene Gründung des Staates Israel (1948), die Besetzung Jerusalems und
der Al-Aqsa-Moschee (1967), dem drittwichtigsten Heiligtum des Islam nach
der Ka´ba und der Prophetenmoschee in Medina, nicht nur vom Westen her
ausgingen und gefördert wurden, sondern dass allen voran die USA diesen
Staat bis zum heutigen Tage sowohl finanziell als auch militärisch
unterstützen, und ihm zum Beispiel durch ihr Veto-Recht im UN-Sicherheitsrat
stets zu Diensten stehen. Die Atommacht Israel hat im Gegensatz zu anderen
Staaten offensichtlich auf keinerlei völkerrechtlichen Pflichten zu achten,
falls diese mit deren politischen und strategischen Interessen im
Widerspruch stehen. Auch die Präsenz US-amerikanischer Soldaten in
Saudi-Arabien, dem Ort der wichtigsten Heiligtümer des Islam, bestätigt aus
muslimischer Perspektive das Bild eines westlichen „Neo-Kolonialismus“, ganz
zu schweigen von der jüngsten Besetzung des Irak, einem der kulturellen und
geostrategischen Herzstücke der arabischen Welt. Die Kreuzzugs-Rhetorik
eines George W. Bushs und anderer westlicher Politiker bewirken ihr Übriges,
um dieses Bild weiter zu festigen.
II) Die Art und Weise
der Globalisierung
Die Globalisierung
und der mit ihr stattfindende Kulturimperialismus der USA stellen einen
weiteren Aspekt dar, der von vielen Muslimen als ein Angriff auf die eigenen
Wertevorstellungen und damit auch auf den Islam an sich aufgefasst wird.
III)
Literalistisch-radikale Strömungen
All die genannten
Aspekte empfinden viele Muslime als eine große Schmach, die wiederum eine
Wut sowohl gegen die eigenen, aus deren Sicht mit den USA kooperierenden „Vasallenregimen“,
als auch gegen die Unterstützerländer dieser Regime erzeugt. Da eine
demokratische Interessenaggregation und -artikulation in den dortigen
politischen Systemen jedoch nicht möglich ist, kann dies unter Umständen
dazu führen, dass der eine oder andere seinen einzigen Ausweg aus dieser
Misere in einem gewalttätigen Aktionismus sieht, der sich entweder gegen das
verhasste Regime selbst oder gegen westliche Ziele - oder aber, wie zum
Beispiel im Falle Usama Bin Ladins, gegen beide Seiten richtet.
Dass dieser
Aktionismus dann in Terrorismus umschlägt und nicht einmal mehr vor der
Tötung von Zivilisten zurückschreckt, hängt mit einem falschen und dem
klassischen Islam absolut zuwiderlaufenden Verständnis der eigenen Religion
zusammen. Dieses Phänomen basiert entweder auf schlichter Unbildung oder auf
dem Umstand, dass ein besonders literalistischer Umgang mit den Texten des
Islam als einzig richtig angesehen und zur Durchsetzung politischer Ziele
instrumentalisiert wird.
Insbesondere jene Kräfte, die einen ausgeprägt literalistischen und
rationalitätsfeindlichen Umgang mit Qur`an und Sunna pflegen, können leicht
zu fatalen Fehlinterpretationen gelangen, wenn sie - um nur einige Beispiele
zu nennen - ohne jegliche Berücksichtigung der
klassisch-schari´a-wissenschaftlichen Kriterien, wie etwa dem „Herabsendungsanlaß“
(Sababu-n-Nuzul) einer Ayah, dem „Aufhebenden“ (Nasikh) und dem
„Aufgehobenen“ (Mansukh) oder der „metaphorischen“ (Madjaz) und
„wortwörtlichen Bedeutung“ (Haqiqa) von qur`anischen Textstellen vorgehen,
und so z.B. einen gewaltsamen Kampf der Kulturen zum islamischen Ziel
erklären.
An dieser Stelle sei
im Übrigen auch auf ein Phänomen verwiesen, das z.B. auf
Vortragsveranstaltungen oder in den westlichen Medien immer wieder
anzutreffen ist: Paradoxerweise haben die feurigsten „Islam-Kritiker“ und so
mancher radikale Muslim, zumindest was die „Methodik“ angeht, große
Gemeinsamkeiten, wenn Hadithe (Prophetenaussagen) und Qur`an-Verse ohne die
geringste Berücksichtigung schari´a- und sprachwissenschaftlicher Kriterien
aus dem Kontext gerissen und zur Untermauerung irgendwelcher Thesen über
„den Islam“ benutzt werden.
IV) Die materielle
und logistische Förderung radikaler Gruppen im Zeitalter des Kalten Krieges
Dass sich
verschiedenste radikale Gruppen, die eine solche „Methodik“ besitzen und
heute als terroristisch eingestuft und verfolgt werden, insbesondere in den
80er Jahren ausbreiten konnten, lag nicht zuletzt auch an einer massiven
logistischen, finanziellen und militärischen Förderung eben dieser, durch
z.T. arabische, allem voran jedoch westliche Regierungen und Geheimdienste,
die sie etwa für den Kampf gegen eine Ausbreitung des Kommunismus - so z.B.
in Afghanistan - oder auch seit 1979 gegen eine Ausbreitung der
iranisch-schiitischen Revolution für ihre Interessen einspannten. Ohne hier
im Detail darauf näher einzugehen, sei an dieser Stelle ein Zitat des
ehemaligen US-Präsidenten Ronald Reagan angeführt, dass die Doppelzüngigkeit
einer über Jahrzehnte völlig verfehlten US-Außenpolitik in der Region
veranschaulicht.
Ronald Reagan - fast
muss man es schon betonen, ein Amtsvorgänger von George W. Bush - drückte
seinerzeit wiederholtermaßen seine „Faszination für den islamischen Djihad“
aus und bezeichnete z.B. die vollbärtigen und in afghanische Gewänder
gehüllten Mudjahidin nach einem ihrer Besuche im Weißen Haus im Jahre 1985
sogar als
„the
moral equivalent of America’s founding fathers“.
(Zit.
nach Martin, G. William: Bin Laden and Mandela: Yesterday’s Freedom
Fighters: Today’s Terrorist.
A Global Affairs
Commentary, in: Foreign Policy in Focus vom 27.9.2001, in: http://www.fpif.org/pdf/gac/0109mandela.pdf;
Zu den genannten Aspekten und für eine tief greifende Beschäftigung mit dem
Thema Terrorismus, s. etwa: Eqbal, Ahmad: Terrorism.
Theirs and
Ours, New York 2001; auch Al-´Ashmawi, Muhammad Sa´id: Al-Islam as-siyasi,
1. Aufl., Kairo
1987; Mernissi, Fatima: La peur - modernité. Conflit Islam démocratie, Paris
1992; Al-Qaradawi, Yusuf: Islamic Awakening between Rejection and Extremism,
Herndon 1991; Barth, Peter: Internationaler Terrorismus im Zeitalter der
Globalisierung, München 2002; Carr Caleb: Terrorismus - Die sinnlose Gewalt,
München 2002; Hirschmann, Kai / Frank, Hans: Die weltweite Gefahr,
Terrorismus als internationale Herausforderung, Berlin 2002; Hoffman, Bruce:
Terrorismus, Der unerklärte Krieg, Frankfurt am Main 2001;
Studiengesellschaft für Friedensforschung e.V., München, Denkanstöße zum
Thema: Terrorismus im Zeitalter der Globalisierung, Nr. 46., 2001; Waldmann,
Peter: Terrorismus - Provokation der Macht, München 1998, Chomsky, Noam:
Hegemony or Survival: America's Quest for Global Dominance (The American
Empire Project), 2003; Chomsky, Noam: Understanding Power: The Indispensable
Chomsky, 2002.)
Welche
Mittel könnten gegen einen „Terrorismus im Namen des Islam” helfen?
Den „Terrorismus im
Namen des Islam” rein durch Geheimdienste und Militär zu bekämpfen, wird
wohl niemals zu dessen Beseitigung führen. Diese Handlungsweise entspricht
einem Arzt, der seinen Patienten zwar unentwegt mit Schmerzmitteln versorgt,
dabei jedoch die Ursachen seiner Krankheit völlig außer Acht lässt. Deshalb
seien hier folgende Punkte angeführt, die den „Terrorismus im Namen des
Islam“ vermutlich an dessen Wurzeln packen würden:
1) Eine
Internationalisierung von Menschenrechts- und Sozialstandards.
2) Eine gerechte
Lösung des Palästina-Konfliktes.
3) Ein baldiges Ende
der US-Besatzung im Irak und eine auf einen „Dialog der Zivilisationen“
anstelle eines „Kampfes der Kulturen“ angelegte
Neuorientierung der US-Außenpolitik.
4) Eine Verbreitung
von Bildung, Meinungsfreiheit, Rechtsstaatlichkeit und eine den kulturellen
Eigenheiten entsprechende Demokratisierung der islamischen Welt.
5) Eine auf
Gerechtigkeit abzielende Neugestaltung der Weltwirtschaftsordnung.
6) Eine gerechte und
weniger kulturimperialistisch angelegte Form der Globalisierung.
7) Eine den hier
genannten Vorschlägen entsprechende grundlegende Reform der UN und Stärkung
des Völkerrechts.
8) Ein wirklich
aufrichtiger und auf gegenseitigem Respekt basierender Dialog der Kulturen
und eine entsprechend breit angelegte Aufklärungsarbeit über das jeweils
„Fremde“ und deshalb „Beängstigende“.
Dass diese
Veränderungen jedoch nicht nur einen großen Kraftakt aller Beteiligten und
auch ein massives Umdenken und erhebliche Einschränkungen seitens der
Regierungen und der Menschen westlicher Kulturkreise erfordern würden, liegt
auf der Hand. Der eine mag derartige Vorschläge deshalb als utopisch abtun,
der andere mag erkennen, dass es im Zeitalter einer immer kleiner und
dennoch nicht gerechter werdenden Welt, in der die Proliferation von
Massenvernichtungswaffen kaum aufzuhalten ist, keine wirkliche Alternative
zu ihnen gibt.
Wie
steht der Islam zu den Menschenrechten?
Entgegen einem der gängigen Vorurteile über den Islam bestehen keine
tatsächlich fundamentalen Abweichungen zwischen den Menschenrechten, wie sie
sich im Okzident entwickelt haben und denen des Islam, die als gottgeboten
und damit als ein Bestandteil der Schari´a aufgefasst werden. Dazu gehören
hinsichtlich der Beziehung zwischen einem Staat und seinen Bürgern unter
anderem:
1) Das Recht auf
Leben und körperliche Unversehrtheit
2) Das Recht auf Freiheit
3) Die Gewissensfreiheit
4) Das Recht auf Eigentum
5) Das Recht auf Gleichbehandlung
6) Das Recht auf Eheschließung
7) Das Recht auf rechtliches Gehör
8) Der Schutz vor Folter
9) Das Recht auf Asyl
10) Der Rechtsgrundsatz des nulla poene sine lege
11) Der Grundsatz der Unschuldsvermutung (in dubio pro reo)
Dass diese Rechte und
Grundsätze mit dem Islam bereits vor rund 1400 Jahren erschienen, zeigt,
dass die Menschenrechte sicherlich keine „westliche Erfindung“ sind, auch
wenn deren Kodifizierung in westlichen Kulturräumen die dortigen Menschen -
mit Recht - stolz sein lässt. Hinsichtlich der vorhandenen Unterschiede sind
an dieser Stelle zu nennen:
1) Gemäß islamischem
Recht findet in dessen Selbstverstähndnis keinerlei Diskriminierung der Frau
gegenüber dem Mann statt, da der Gleichheitssatz im Islam besagt, dass
Gleiches gleich und Ungleiches ungleich zu behandeln ist. Dazu ist zu
betonen, dass Mann und Frau vom Islam als unterschiedliche Menschen
angesehen werden, so dass sie zwar als gleichwertig, nicht jedoch als gleich
begriffen werden. Während der Islam aufgrund der Verschiedenheit von Mann
und Frau rechtsrelevante Unterschiede zwischen diesen beiden sieht, wird
deren Vorhandensein aus westlicher Perspektive bestritten.
2) Der Muslim hat aus
islamischer Perspektive kein Recht darauf, seine Religion ohne Nachteile für
sich zu wechseln. So kann dies für ihn z.B. erbrechtliche und auch
familienrechtliche Folgen haben. Ein generelles Gebot Apostaten hinzurichten
kann jedoch aus dem Qur`an nicht abgeleitet werden.
3) Schließlich wird
ein islamischer Staat die Todesstrafe, die der Schari´a gemäß für Mord,
Hochverrat, Vergewaltigung und andere Delikte vorgesehen ist, nie vollkommen
abschaffen können. Allerdings besteht im Islam auch keinerlei Zwang, die
vorgesehenen Strafmaße auch unbedingt vollziehen zu müssen. So kann auch
verziehen werden, ganz abgesehen davon, dass z.B. im Falle eines nur
mangelhaft funktionierenden Rechtssystems - etwa wenn das islamische Gebot
einer unabhängigen Gerichtsbarkeit nicht gewährleistet sein sollte -
derartige, bei Justizirrtümern nicht mehr korrigierbare Strafmaße ausgesetzt
oder in andere Formen umgewandelt werden müssen.
(S. dazu als einen
ersten Einstieg z.B.: Hofmann, Murad Wilfried: Der Islam als Alternative,
mit einem Vorwort von Annemarie Schimmel, München 1999; Ramadan, Tariq: Der
Islam und der Westen. Von der Konfrontation zum Dialog der Zivilisationen,
Köln 2000)
Warum
sind Muslime keine „Mohammedaner“?
Der sich im deutschen
Sprachraum seit dem 19. Jahrhundert befindliche Begriff der „Mohammedaner“
wird von Muslimen abgelehnt, da sie zum einen keine Anhänger Muhammads
sondern Anhänger des Islam sind, und zum anderen Muhammad nicht der einzige
Prophet, sondern lediglich der letzte in einer langen Kette von Gesandten
und Propheten seit Adam (a.s.) war. Hinzu kommt, dass Muhammad aus
islamischer Perspektive nicht einmal als der Begründer des Islam, sondern
als dessen Vollender angesehen wird, da alle Propheten und Gesandten die
bewusste Hingabe gegenüber ein und demselben Gott, bzw. die
„Gottergebenheit“ (arab.: Islam) und damit den Islam predigten. Auch andere
etymologisch europäische Begriffsbildungen, wie zum Beispiel die des
Muselmannes, entlehnt wohl von der persischen und mit Blick auf deren Endung
missinterpretierten Form „mosalman“, sind als irreführend zu bezeichnen.
Ist der Islam
tatsächlich eine „Gesetzesreligion“?
Oft wird behauptet,
der Islam sei ähnlich wie das Judentum und ganz anders als das Christentum
eine „Gesetzesreligion“, in der sich die Muslime von einem ausgefeilten und
detaillierten Regelwerk umgeben sähen, das all deren Handlungen durchdringe.
In diesem Kontext behaupten manche auch gerne, der „Qur`an sei das
„Gesetzbuch“ der Muslime.“ Dass diese Behauptung einer mangelnden
Beschäftigung mit dem Islam entspringt, und der Islam weder eine
„Gesetzesreligion wie das Judentum“, noch eine „reine Herzensangelegenheit
wie das Christentum“ ist, zeigt der Blick in den Qur`an selbst. So behandeln
nur etwa 8% der etwas über 6000 Verse des Qur`an normgebende
Angelegenheiten, darunter z.B. Fragen der Ernährung oder der Erbschaft. Die
Mehrheit der qur`anischen Verse haben hingegen die Einheit und
Einzigartigkeit Gottes (arab.: Tauhid), Geschichten über verschiedene
Gesandte und Propheten, lehrsame Gleichnisse oder z.B. die Beschaffenheit
der Schöpfung zum Thema und sprechen in aller erster Linie Herz und Verstand
des Menschen an.
Auch die Schari´a - definierbar als die Gesamtheit der Ge- und Verbote
abgeleitet aus Qur`an und Sunna - bietet somit sicherlich alles andere als
eine umfassende und detaillierte „Gesetzgebung“. Vielmehr liefert sie neben
denjenigen Regeln, die die gottesdienstlichen Handlungen betreffen, einen
eher groben Rahmen, der aus islamischer Perspektive dazu dient, dem
einzelnen Menschen und der Gesellschaft einen grundlegenden Weg an die Hand
zu geben. Grundsätzlich gilt im Islam:
„Alles, was nicht durch einen Beleg aus Qur`an und Sunna für verboten
erklärt wird, gilt zunächst einmal als erlaubt.“
(Arab.: „Al-Halalu
ma la iadull ad-Dalilu ´ala Tahrimihih“).
Das bedeutet
wiederum, dass die Mehrheit menschlichen Handelns von der Schari´a überhaupt
nicht reglementiert und somit als neutral bzw. erlaubt (arab.: mubah)
eingestuft wird. Die Muslime müssen also ihre unterschiedlichen
Gesetzesbereiche selbstständig regeln. Nur im Falle, dass eine
Handlungsweise der Schari´a offenkundig oder im Rahmen eines
Analogieschlusses widerspricht bzw. als schädlich klassifiziert werden kann,
gilt diese als „verboten“ (haram). Um die muslimische Denkweise zur Rolle
der Schari´a zu verdeutlichen, sei hier insbesondere für den
nicht-muslimischen Leser folgendes einfache Gleichnis angeführt:
Während die Schari´a von Nicht-Muslimen oft als eine Last angesehen wird,
die sich der Muslim auferlege und so „weniger vom Leben habe“, wird deren
eher grobe „Rahmengesetzgebung“ aus islamischer Perspektive vielmehr als ein
Schutz für den Menschen begriffen, vergleichbar etwa mit der
Straßenverkehrsordnung. Diese hat bekanntermaßen zum Ziel, dass sich ein
Verkehrsteilnehmer X sicher von A nach B bewegen kann, und zwar ohne dabei
sich selbst, seine Mitmenschen oder jemandes Eigentum in Gefahr zu bringen
oder zu schädigen. Es wäre sicherlich falsch zu behaupten, dass z.B.
Stopp-Schilder, Geschwindigkeitsbegrenzungen oder Ampeln vom Gesetzgeber als
eine Last und Schikane für die Verkehrsteilnehmer erfunden und installiert
wurden. Ähnlich verhält es sich mit den wenigen Geboten und Verboten der
Schari´a, die analog dazu - nun jedoch vom göttlichen Gesetzgeber kommend -
zum Ziel haben, den Menschen eine „Straßenverkehrsordnung des Lebens“ an die
Hand zu geben, so dass diese auf die für sie selbst und ihre Mitgeschöpfe
beste Weise existieren können.
(S. dazu etwa als
Einstieg: Falaturi, Abdoldjawad: Die Scharia - Das islamische Rechtssystem,
in: Weltmacht Islam, hrsg. von der Bayerischen Landeszentrale für Politische
Bildungsarbeit, München 1988, S. 93-113; auch z.B.: Khurram, Murad: Scharia,
Der Weg zu Gott, München 1993; Ramadan, Tariq: Der Islam und der Westen. Von
der Konfrontation zum Dialog der Zivilisationen, Köln 2000)
Wie beurteilen klassisch-islamische
Gelehrte eine Demokratisierung der „islamischen Welt”?
Während
literalistische Randgruppen von Gelehrten eine Demokratisierung der
„islamischen Welt“ pauschal ablehnen, nicht zuletzt auch indem manche von
ihnen zeitgenössischen Regimen mit entsprechenden Fatwas zur Verfügung
stehen, beurteilen klassisch-islamische Gelehrte das Verhältnis von Islam
und Demokratie erheblich differenzierter, ein Umstand, der in westlichen
Kulturkreisen kaum wahrgenommen zu werden scheint. Sie gehen davon aus, dass
das Wesen der westlichen Demokratie mit dem Islam in hohem Grade
übereinstimmt, so etwa hinsichtlich:
1) des Rechtes
mittels freier Wahlen zu bestimmen, von wem man regiert wird und der
entsprechenden Schutzfunktion gegenüber unerwünschten und tyrannischen
Herrschaftsformen.
2) des Rechtes, die Regenten (durch Sturz oder Abwahl) zur Verantwortung zu
ziehen, falls diese entgegen dem Volkswillen handeln.
3) der Unterbindung einer Bevormundung und des Zwangs im Rahmen politischer,
ökonomischer und sozialer Aspekte.
Zwar lehnen
islamische Gelehrte einen Libertinismus (arab.: Ibaha), der sich dadurch
auszeichnet, von Gott Verbotenes erlaubt und von Gott Erlaubtes verboten zu
machen, kategorisch ab. Allerdings sehen sie insbesondere vor dem
Hintergrund des islamischen Schura-Prinzips (Prinzip der kollektiven
Beratung) die Grundlage für eine eigenständige Form „islamischer
Demokratie“, die insbesondere was die formal-prozedualen Aspekte westlicher
Demokratien angeht, dieser sehr ähnlich sei, so etwa hinsichtlich freier
Wahlen, einer Gewaltenteilung und entsprechend unabhängigen Justiz, eines
Parlamentarismus mit geregelten Legislaturperioden, entsprechender Systeme
der „Checks and Balances“, um einem Machtmissbrauch entgegen zu wirken, usw.
So wird betont, dass im Bereich der festen Bestandteile des Islam (Thawabit)
keine Änderungen möglich seien, wobei diese gewissermaßen einem islamischen
Verfassungskern entsprächen, es sich hierbei jedoch um einen sehr kleinen
Bereich handle. Der erheblich größere Bereich des Wandelbaren (Al-Mutaghayyir),
(etwa was die Besetzung von Ämtern, den Großteil der Gesetze und
Verordnungen, den Ausbau von Infrastruktur, die Dauer von Legislaturperioden
usw.) angehe, so sei dieser zur Abstimmung freigegeben. Ziel sei es auf gar
keinen Fall, ein islamisches System in einer Gesellschaft einzurichten, die
dies nicht wolle, da Zwang und die sich daraus ergebende Heuchelei in keiner
Weise mit dem Islam vereinbar sind.
Auffällig ist auch,
dass man einer Bevormundung durch den Westen sehr kritisch gegenübersteht
und es z.B. ausdrücklich abgelehnt wird, westliche Demokratie-Modelle auf
die islamische Welt 1:1 übertragen zu müssen. Vielmehr seien die Muslime
dazu berechtigt, Teile von ihr zu übernehmen und andere gegebenenfalls
abzulehnen, insbesondere vor dem Hintergrund, dass auch westliche
Demokratiekonzepte ihre Mängel hätten. Zum Beispiel wird als einer ihrer
Mängel angesehen, dass sie sich auf der Basis ihrer libertinistischen
Philosophie aufgrund eines um sich greifenden Werterelativismus und
-nihilismus immer weiter von ihrem eigentlichen Ziel - dem Gemeinwohl -
entferne, sich auf diese Weise gewissermaßen selbst auflöse und zunehmend in
ein System der machtorientierten Eigeninteressen und des Utilitarismus ohne
jegliche feste Werte verwandle. Auch wird kritisiert, dass westliche
Forderungen nach Demokratie in der islamischen Welt allzu oft zur
Durchsetzung macht- und wirtschaftspolitischer Interessen missbraucht
würden, was diese Forderungen wiederum in hohem Maße unglaubwürdig mache.
(S. dazu als Einstieg
z.B.: Krämer, Gudrun: Gottes Staat als Republik. Reflexionen
zeitgenössischer Muslime zu Islam, Menschenrechten und Demokratie, 1. Aufl.,
Baden-Baden, Nomos Verlagsgesellschaft 1999, (Studien zu Ethnizität,
Religion und Demokratie; 1); Hofmann, M. Wilfried: Der Islam im 3.
Jahrtausend. Eine Religion im Aufbruch, 2. Aufl., München 2001, S.107 ff;
Kurzman, Charles (ed.): Liberal Islam. A Sourcebook, New York [u.a.], Oxford
University Press 1998; Ramadan, Tariq: Der Islam und der Westen, von der
Konfrontation zum Dialog der Zivilisationen, Köln 2000.)
Wie
beurteilen muslimische Gelehrte und Denker das Verhältnis von Islam und
Politik?
Eines der häufigen
Diskussionsthemen ist sicherlich das Verhältnis von Islam und Politik. Dabei
wird oft davon ausgegangen, dass das Proklamieren eines „politischen und
somit integristischen Auftrages des Islam“ eine neue und grundsätzlich
gefährliche Angelegenheit darstelle, die – um sie vom „wahren und guten“
Islamverständnis abgrenzen zu können – gerne als „Islamismus“ bezeichnet
wird, auch wenn dieser im Regelfall wertende Begriff in keiner Weise
einheitlich definiert ist.
Dass derartige
Einschätzungen aus wissenschaftlicher Perspektive äußerst fragwürdig sind,
geht aus der Beschäftigung mit dem islamischen Selbstverständnis von
Religion (arab. Din) als ein umfassendes und somit alle Lebensbereiche
einbeziehendes Lebenskonzept deutlich hervor. Nicht zuletzt deshalb schrieb
selbst ein weltabgewandter Mystiker wie der berühmte Gelehrte Abu Hamid
Al-Ghazali (gest. 1111), der selbst ein unpolitisches Leben bevorzugte, über
die Dringlichkeit islamischer Werte in der Politik sowie die religiöse
Notwendigkeit eines Khalifats.
Das häufige Argument
der wenigen säkularen muslimischen Denker, dass eine Instrumentalisierung
der Religion durch die Politik unterbunden werden müsse, ist deshalb
unbestreitbar ebenso ernst zu nehmen, wie zugleich jedoch festzuhalten ist,
dass ein Säkularismus oder Laizismus der Lehre des Islam in hohem Maße fremd
ist. Der erste Denker, der sich für eine islamisch begründete Trennung von
Religion und Politik aussprach, war deshalb bekanntermaßen erst ´Ali ´Abdu-r-Raziq
mit seinem Buch „Al-Islam wa Usulu-l-Hukum“ („Der Islam und die Grundlagen
der Herrschaft“) (1925).
Dieses Werk erschien
also einer Zeit, die sich in erster Linie durch die Folgeerscheinungen des
europäischen Imperialismus und Kolonialismus in der islamischen Welt
auszeichnete. Nicht zuletzt deshalb betrachten klassisch-muslimische
Gelehrte und Denker, die den bestehenden Regimes in islamischen Ländern
oppositionell gegenüberstehen, säkulare Bestrebungen in ihren Kulturräumen
mit großem Argwohn. Die in den muslimischen Bevölkerungen verhassten
regimefreundlich-konservativen Kräfte sind sogar darum bemüht, die
bestehenden politischen Verhältnisse – etwa in Saudi-Arabien –
islamisch-religiös zu legitimieren, was in vielerlei Hinsicht der Tradition
unterschiedlicher Dynastien aus der islamischen Geschichte, nicht jedoch der
Lehre des klassisch-sunnitischen Islam, die einen verbindlichen
Herrschaftsvertrag zwischen den Herrschenden und den Bürgern beinhaltet,
entspricht.
Im Kontext des Themas
„Islam und Politik“ sollte jedoch berücksichtigt werden, dass auch säkulare
westliche Staaten nicht unbedingt als religionsfeindlich zu bezeichnen sind
und deshalb seitens muslimischer Intellektueller – auch vor dem Hintergrund
eines offenkundig gescheiterten Imports westlicher Systeme – an einem
Staatskonzept gearbeitet werden sollte, dass die Bedenken säkularer Kräfte
auf der einen Seite ernst nimmt, zugleich jedoch den gewachsenen Strukturen
muslimischer Völker und deren religiösen Vorstellungen auch in der
Funktionsweise und Struktur zukünftiger muslimischer Regierungssysteme
Rechnung trägt.
Was die Lehre des
Islam betrifft ist an dieser Stelle festzuhalten, dass trotz aller Versuche
säkularer Intellektueller, dies zu belegen, eine Trennung von Religion und
Politik nicht ableitbar ist. Qur`an und Sunna belegen vielmehr das
Gegenteil. Allerdings beinhalten der Qur`an und die Sunna nur eine sehr
geringe Anzahl hauptsächlich moralisch-ethischer Vorgaben, an die auch
Politiker gebunden sind und die zusammenfassend „Gerechtigkeit“ zum Ziel
haben.
Zu diesen wenigen Vorgaben gehören im Wesentlichen die bekannten und bereits
im 11. Jahrhundert katalogisierten Hauptzielsetzungen der Schari´a (arab.
Maqasidu-sch-Schari´a), die sich aus dem Qur`an und der Sunna unzweifelhaft
ergeben.
Diese sind: 1) Schutz
der Religion (arab. ad-Din), 2) Schutz des Lebens (arab. an-Nafs), 3) Schutz
der Eigentumsverhältnisse (arab. al-Mal), 4) Schutz der Ehre und
Menschenwürde (arab. al-´Ird), 5) Schutz des menschlichen Intellekts (arab.
Al-´Aql), 6) Schutz der Familie und Nachkommenschaft (arab. an-Nassl) sowie
schließlich in der modernen islamischen Literatur zu finden außerdem 7) der
Umweltschutz (arab. al-Bi`a).
Ein spezielles
Regierungssystem – gar vielleicht eine wie auch immer geartete Form der
Theokratie – schreibt der Islam jedoch in keiner Weise vor. Vielmehr legt er
dessen strukturelle und funktionale Ausgestaltung, wenn auch unter der
Pflicht, die angesprochenen Grundsätze zu berücksichtigen, in die Sphäre
menschlicher Gestaltungsfreiheit, die je nach Wissensstand und
gesellschaftlichem Kontext ganz im Einklang mit der großen Flexibilität der
islamischen Schari´a abhängig von Ort und Zeit sehr verschieden aussehen
kann.
(S. dazu als Einstieg
z.B.: Krämer, Gudrun: Gottes Staat als Republik. Reflexionen
zeitgenössischer Muslime zu Islam, Menschenrechten und Demokratie, 1. Aufl.,
Baden-Baden, Nomos Verlagsgesellschaft 1999, (Studien zu Ethnizität,
Religion und Demokratie; 1); Meier, Andreas: Der politische Auftrag des
Islam, Wuppertal 1994; Hofmann, M. Wilfried: Der Islam im 3. Jahrtausend.
Eine Religion im Aufbruch, 2. Aufl., München 2001, insb. S.107 ff; Hofmann,
M. Wilfried: Der Islam als Alternative, München 1993, insb. S. 113 ff.;
Kurzman, Charles (ed.): Liberal Islam. A Sourcebook, New York [u.a.], Oxford
University Press 1998; Ramadan, Tariq: Der Islam und der Westen, von der
Konfrontation zum Dialog der Zivilisationen, Köln 2000; Hamzawy, Amr:
Zeitgenössisches politisches Denken in der arabischen Welt. Kontinuität und
Wandel, Hamburg 2005; Zur weiteren Einführung in das Denken zeitgenössischer
säkularer Denker siehe außerdem z.B.: Heller, Erdemute/Mosbahi, Hassouna
(Hrsg.): Islam, Demokratie, Moderne. Aktuelle Antworten arabischer Denker,
München 2001.)
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